Kategorie: News

Auftakt #EngageCaucasus

Zwischen 4. und 8. Juli fand das Auftaktseminar des #EngageCaucasus-Projektes in Yerevan statt. Diese vom Auswärtigen Amt unterstützte Workshopserie adressiert junge Vertreter der Zivilgesellschaft, Medienschaffende und Wissenschaftler zwischen 20 und 30 Jahren aus Georgien und Armenien.

Seit der Samtenen Revolution hat Armenien auf seinem Weg zu Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten erhebliche Fortschritte gemacht. Diese Fortschritte sind jedoch erst der Anfang eines viel längeren Prozesses. Derweil werden die bevorstehenden Wahlen in Georgien, über die in der EU im Allgemeinen nicht viel berichtet wird, erneut ein Schlaglicht auf die erheblichen Spannungen und Herausforderungen lenken, denen sich die junge Demokratie gegenübersieht.

Um beiden Ländern eine demokratische Zukunft zu sichern, ist es von Bedeutung, die Zivilgesellschaft zu stärken und ein umfassendes Verständnis von Demokratie zu fördern, das Demokratie als partizipatorische Lebensform aller sieht – nicht nur als eine Instanz zur Legitimierung der politischen Herrschaft anderer. Dazu ist es notwendig, den Blick nicht nur auf die Hauptstädte zu richten, wo viel soziales Kapital konzentriert ist, sondern vor allem auf die ländlichen Gebiete, wo Zivilgesellschaft und bürgerschaftliches Engagement oft schwächer sind. Darauf zielt #EngageCaucasus ab – mit Theorie, Reflexion und einem Schwerpunkt auf der gemeinsamen Entwicklung konkreter Projekte. Das zweite Seminar findet im Oktober in Tbilisi statt.

#EngageCaucasus wird vom Institut für Medien- und Kommunikationspolitik (IfM) also Teil seiner Capacity Building-Arbeit in Zusammenarbeit mit EduHub und dem Georgian Institute for Security Policy (GISP) organisiert. Die Initiative wird vom Auswärtigen Amt im Rahmen des Programms #CivilSocietyCooperation gefördert. 

Neue Rangliste: Medienkonzerne aus Asien holen im weltweiten Umsatz-Ranking auf

Medien- und Wissenskonzerne aus dem asiatischen Raum nehmen im weltweiten Umsatzranking eine immer gewichtigere Rolle ein. Das geht aus dem jetzt verfügbaren neuen Ranking der größten Medienkonzerne der Welt hervor, das vom Kölner Institut für Medien- und Kommunikationspolitik (IfM) online publiziert wurde. War der asiatische Raum vor zehn Jahren nur mit fünf Konzernen aus Japan vertreten (mit einem Gesamtumsatz von 33,26 Mrd. Euro), erzielten Medienkonzerne aus Japan und China 2023 den zehnfachen Umsatz von 343 Mrd. Euro. Und fand man im Ranking der 50 größten Medienkonzerne 2014 noch gar keine chinesischen Vertreter, kommt China 2023 mit fünf Konzernen schon auf einen Umsatz von umgerechnet 227 Mrd. Euro.

Auch aus China: TikTok-Betreiber Bytedance (Peking), der große Aufsteiger und oberste nicht US-amerikanische Konzern im IfM-Ranking. Vor zwei Jahren lag der riesige Tech-Konzern auf dem achten, letztes Jahr auf dem sechsten, jetzt auf dem vierten Rang (mit einem Umsatz von geschätzt 110 Mrd. US-Dollar).

Hier bleibt allerdings abzuwarten, wie sich die Situation um Bytedance auf einer hochpolitischen Ebene entwickelt und ob Bytedance seine hohe Position im Ranking dauerhaft halten kann. Denn das US-Repräsentantenhaus beispielsweise erwägt eine Sperrung von TikTok in amerikanischen App-Stores, um zu verhindern, dass China die überaus erfolgreiche Plattform für politische Einflussnahme nutzt.

„Der Marktdruck durch Anbieter aus dem asiatischen Raum, auch im Werbemarkt, wird vor allem zwei Tendenzen verstärken: Fusionen traditioneller Medienkonzerne in Europa und die globale Einverleibung von Publizistik, Sportrechten und Entertainment durch reichweitenstarke Streaming- und Telekom-Unternehmen“

„Der Marktdruck durch Anbieter aus dem asiatischen Raum, auch im Werbemarkt, wird vor allem zwei Tendenzen verstärken: Fusionen traditioneller Medienkonzerne in Europa und die globale Einverleibung von Publizistik, Sportrechten und Entertainment durch reichweitenstarke Streaming- und Telekom-Unternehmen“, sagte IfM-Geschäftsführer Lutz Hachmeister anlässlich der Publikation des neuen Rankings auf epd-Anfrage. Hachmeister hatte das kommentierte Ranking, gemeinsam mit dem Dortmunder Journalistik-Professor Günther Rager, in den 1990er Jahren lanciert, zunächst in Buchform („Wer beherrscht die Medien?“, C.H. Beck 1997). Mit der Gründung des Instituts für Medien- und Kommunikationspolitik (2005) wurde daraus die heutige  Medienkonzern-Datenbank des IfM.

Nach wie vor aber sind es die ganz großen US-Konzerne, die das Ranking dominieren. Unangefochten an der Spitze bleibt der Mediengigant Alphabet (Google, YouTube), mit einem Gesamtumsatz von mittlerweile 307,4 Mrd. US-Dollar (umgerechnet 284,3 Mrd. Euro). Zwei haben dann wie 2022 die Plätze getauscht.

Zurück von Platz drei auf Platz zwei: Meta Platforms (bekannt für die sozialen Netzwerke Facebook, WhatsApp, Instagram) mit rund 135 Mrd. US-Dollar. Und umgekehrt zurück auf Platz drei: der Kabel- und Film/TV-Konzern Comcast (u.a. NBC Universal) mit jetzt 121,5 Mrd. US-Dollar. Comcast: vor einiger Zeit (2011–2015) sogar der größte Medienkonzern der Welt.

Auf Platz 18 dann (wie im Vorjahr) mit Bertelsmann der erste deutsche/europäische Medienkonzern (RTL, Gruner + Jahr, rund 20 Mrd. Euro). Vivendi (Paris) macht nach der Fusion mit dem anderen großen französischen Medienkonzern Lagardère zwar zehn Plätze gut (steigt von 30 auf 20), bleibt in Europa aber unverändert auf dem 2. Rang (Umsatz: 16,5 Mrd. Euro). Allerdings belegen die Zahlen: Mit dem Mediengeschäft der großen europäischen Konzerne geht es bergab. 2014 hatte Europa einen Anteil von 17,5 % (oder 80,7 Mrd. Euro) an den 50 größten Medienkonzernen (Umsatz gesamt: 473,32 Mrd. Euro). 2023 hat sich dieser Anteil halbiert: Jetzt waren es noch 138,45 Mrd. Euro von insgesamt 1,55 Billionen – oder 8,93 %. Auch ein Beispiel für die neue bipolare Weltordnung, die sich im 21. Jahrhundert abzeichnet, mit den nicht nur im Bereich der Medien führenden USA und China.

Zweitgrößtes deutsches Medienunternehmen ist die öffentlich-rechtliche ARD mit 7,25 Mrd. Budget aus Rundfunkbeiträgen, Werbung und Lizenzen. Insgesamt verfügt das öffentlich-rechtliche Rundfunksystem (ARD, ZDF, Deutschlandradio) über ein Budget von rund 10 Milliarden Euro, weit vor Großbritannien mit der BBC (6,58 Mrd.).

Das Ranking der größten Medienkonzerne der Welt für das Jahr 2023 ist auf der institutseigenen Datenbank mediadb.eu ab sofort online; weitere Informationen zur Zusammensetzung des Rankings finden Sie hier. Umfangreiche Porträts der aufgestiegenen Konzerne plus englische Fassungen werden von der IfM-Redaktion nach und nach eingepflegt. Dazu gibt es auf mediadb.eu einen aktualisierten Überblick über die Besitz- und Machtstrukturen der europäischen Medienmärkte, d.h. der 27 EU-Mitglieder und weiter der Schweiz, Großbritanniens, Norwegens und Islands.

Bei Rückfragen: info@institut-medienpolitik.de

International Capacity Building

The IfM is involved in various international capacity-building projects to promote journalism and democracy. The calls for applications for the current projects in Armenia and Georgia, which also contain information on the concept and objectives of the initiative, can be found here. These programs are generously supported by the German Federal Foreign Office’s programme „Expanding Cooperation with Civil Society in the Eastern Partnership Countries and Russia“.

Apply now until June 23 for the 2024 projects:

#EngageCaucasus

Young Leaders Seminar for political and civil society representatives from Armenia and Georgia:

#LocalMediaMatters

Young Leaders Seminar on the future of local journalism in Armenia:

„ZERREISSPROBEN – DIE FLUT DER BILDER“ – Rückblick auf Roman Brodmann Preis- und Kolloquium am 19. April

Am 19. April fand zum dritten Mal der gemeinsam mit dem Haus des Dokumentarfilms (HDF) Roman Brodmann Preis mit zugehörigem Kolloquium in der Landesvertretung Rheinland-Pfalz in Berlin statt. Unter dem Titel „ZERREISSPROBEN – DIE FLUT DER BILDER“ befasste sich das Kolloquium intensiv mit den globalen Krisen unserer Zeit und ihren Auswirkungen auf Journalismus und die öffentliche Debatte in Deutschland. Gewinner des mit 10.000 EUR dotierten und von einer hochrangigen Fachjury vergebenen Roman Brodmann Preises ist der Dokumentarfilm „MY STOLEN PLANET“ (JYOTI Film, Farzad Pak / Pak Film (Koproduzent), Produzent:innen: Anke Petersen, Lilian Tietjen, Farzad Pak). Die Regisseurin Farahnaz Sharifi erzählt darin ihr Leben im Iran und ihren persönlichen Widerstand gegen das Mullah-Regime. Schon als Siebenjährige betrachtet die in Teheran Aufgewachsene den Hidschab, den sie außerhalb des eigenen Zuhauses zu tragen gezwungen ist, als Symbol für Repression. Die in Hamburg lebende Exil-Iranerin nahm den Preis persönlich von Sibylle Hanau-Brodmann, Tochter von Roman Brodmann, entgegen.

Farahnaz Sharifi (links), Regisseurin des Preisträgerfilms „MY STOLEN PLANET“, nahm den Preis von Sibylle Hanau-Brodmann (rechts), Tochter von Roman Brodmann, entgegen.

Flankiert wird die Preisverleihung seit der ersten Ausgabe 2022 von einer eintägigen Fachveranstaltung, die sich mit den Potenzialen und Bedingungen zeitkritischer Dokumentarfilme, Medienfreiheit und Demokratie beschäftigt und dabei Brücken zwischen den globalen Krisen unserer Zeit und Entwicklungen im deutschsprachigen Raum schlägt. Den Schwerpunkt des diesjährigen Kolloquiums bildete die Lage im Nahen Osten und der Krieg in Gaza, der in mehrfacher Hinsicht, geopolitisch wie gesellschaftlich, eine „Zerreißprobe“. In der Auftaktsession präsentierte der israelische Regisseur Dan Pe‘er seinen Film #Nova (yes Docu, Kastina Communications), der das brutale Massaker der Hamas auf dem Supernova-Musikfestival am 7. Oktober 2023 dokumentiert. Daran anschließend beschrieb der palästinensische Journalist und Producer Mohammad Abu Saif (Journalist und ARD-Mitarbeiter in Gaza) im Gespräch mit Leonard Novy seine Erfahrungen vor Ort. Ein von Lidia Averbukh (Bertelsmann Stiftung) moderiertes Panel mit Richard C. Schneider (SPIEGEL-Autor und ehem. ARD-Korrespondent in Israel), Danna Stern (Executive Producer, Supernova: The Music Festival Massacre) und Dima Tarhini (Head of Talk Shows Unit und Senior Host, Deutsche Welle) beschäftigte sich mit der Rolle von und den Folgen für Journalismus und öffentliche Debatte.

Ob Ukraine oder Gaza, ob Russland oder Hamas: Neben – nein: als Teil der Kriege mit Waffen eskaliert der Propagandakrieg. Welche Herausforderungen daraus für Politik, aber auch unsere Gesellschaft erwachsen, diese Frage steht im Mittelpunkt der von Dörthe Eickelberg moderierten Session „DIE FLUT DER BILDER – DESINFORMATION IM ECHTZEITALTER“. Den Impuls gab Prof. Dr. Steffen Siegel, Professor für Theorie und Geschichte der Fotografie (Folkwang Universität der Künste), der einen analogistischen Bogen von den gegenwärtigen Problemen der Informationsflut im Internet zur Historiographie der Fotografie schlug. Anschließend diskutierten Dr. Sergey Lagodinsky (Mitglied des Europäischen Parlaments, Die Grünen/EFA) und Dr. Peter Ptassek (Beauftragter für Strategische Kommunikation und Public Diplomacy Auswärtiges Amt) über den Der Umgang mit Desinformation und die Konflikte der Gegenwart und ihre Folgen auf den öffentlichen Diskurs.

Prof. Dr. Steffen Siegel:
„Ein zu großes Maß an Information droht in Rauschen umzuschlagen und führt zu Desinformation“

Von links nach rechts: Dörthe Eickelberg im Panelgespräch mit Prof. Dr. Steffen Siegel, Professor für Theorie und Geschichte der Fotografie (Folkwang Universität der Künste), Dr. Sergey Lagodinsky (Mitglied des Europäischen Parlaments, Die Grünen/EFA) und Dr. Peter Ptassek (Beauftragter für Strategische Kommunikation und Public Diplomacy Auswärtiges Amt).

Ein markantes Moment des Kolloquiums war das von Steffen Grimberg moderierte Panel „LETZTE BASTION? MUSS JOURNALISMUS DEMOKRATIE VERTEIDIGEN?“, in dem die Rolle des Journalismus in Zeiten antidemokratischer Tendenzen und radikalisierter Debatten thematisiert wurde. Christian Mihr (Journalist, stellv. Generalsekretär, Amnesty International), Klaus Siekmann, (NDR-Justiziariat), Gabriela Sperl (Film- und Fernsehproduzentin) und Heike Raab, (Bevollmächtigte des Landes Rheinland-Pfalz beim Bund und für Europa und Medien) diskutierten über die Verantwortung des Journalismus im Superwahljahr, die Rahmenbedingungen für investigative Recherchen und den Zustand der Pressefreiheit.

Von links nach rechts: Christian Mihr (Journalist, stellv. Generalsekretär, Amnesty International), Heike Raab (Bevollmächtigte des Landes Rheinland-Pfalz beim Bund und für Europa und Medien), Klaus Siekmann, (NDR-Justiziariat), Gabriela Sperl (Film- und Fernsehproduzentin) und Moderator Steffen Grimberg.

Den Abschluss des Kolloquiums bildetet das Panel „UNVERSÖHNLICH? LÄSST SICH DAS GESELLSCHAFTLICHE GESPRÄCH RETTEN?“, das sich mit der zunehmenden Polarisierung und Unversöhnlichkeit in der Gesellschaft befasste. Sham Jaff (Journalistin und Senior Beraterin, Bonn Institute), Björn Böhning (CEO, Produktionsallianz), Awet Tesfaiesus (MdB, Bündnis90/Die GRÜNEN) und Michael Thumann (Außenpolitischer Korrespondent der ZEIT) diskutierten unter Moderation von Jenny Zylka (links) Wege, wie das gesellschaftliche Gespräch verbessert und der soziale Zusammenhalt gestärkt werden kann. Eine wichtige Rolle spielen dabei laut Sham Jaff Machtverhältnisse in der Gesellschaft: „Es gibt Menschen, die diskursmächtiger sind als andere. […] Wenn wir ein besseres Gespräch führen möchten, müssen wir uns Gedanken darüber machen, wie dieses Gespräch überhaupt zustande kommt.“

Sham Jaff:
„Wenn wir ein besseres Gespräch führen möchten, müssen wir uns Gedanken darüber machen, wie dieses Gespräch überhaupt zustande kommt.“

Die Veranstaltung endete mit einer feierlichen Preisverleihung, bei der herausragende Leistungen im Dokumentarfilm ausgezeichnet wurden. Fritz Frey hielt die Roman Brodmann-Rede, gefolgt von der Preisvergabe und einer Diskussion über den preisgekrönten Film.

Wir bedanken uns herzlich bei unseren Partnern und Förderern:

Dinner zur 61. und letzten MIPTV in Cannes

Rund 35 Gäste aus der TV- und Medienbranche trafen sich am 8. April zum traditionellen Cannes-Dinner von IfM und HMR-Produktion anlässlich der MIPTV. Das Event, das stets im Anschluss an den German MIP Cocktail stattfindet, hat sich über die letzten Jahre zu einem Fixpunkt der zweimal jährlich stattfindenden Branchenmesse entwickelt (MIPTV im Frühjahr, MIPCOM im Herbst).

Die MIPTV fand dieses Jahr zum letzten mal in Cannes statt und wird ersetzt durch die MIP LONDON, einem neuen Branchenmarkt und Networking-Event, das vom 24. bis 27. Februar 2025 zum ersten Mal zentral im Savoy Hotel und am IET London: Savoy Place stattfinden wird. Weitere Informationen finden Sie hier:

Dieses Dinner markierte somit gleichzeitig den Abschied der MIPTV in Cannes und ihres dazugehörigen Frühjahrsdinners. Zukünftig wird das Cannes-Dinner ausschließlich im Herbst zur MIPCOM stattfinden.