
Christian Wagener, Projektleiter von mediadb.eu ordnet die Ergebnisse des neuen Rankings der 100 größten Medienkonzerne der Welt ein:
„Ein Blick auf das Ranking 2024 zeigt eine klare Tendenz: Die ganz Großen sind zu groß geworden.“
Alphabet (Google, YouTube), seit Langem und bis auf Weiteres unangefochten auf Platz 1 unseres Rankings, droht eine Zerschlagung. Gegen Googles De-facto-Monopol bei der Internetsuche gehen US-Gerichte 2025 mit radikalen Schritten vor. Google könnte etwa gezwungen werden, seinen Internet-Browser Chrome aus kartellrechtlichen Gründen zu verkaufen.
Auch gegen Meta (Facebook, WhatsApp, Instagram), zweitplatziert, läuft inzwischen ein möglicherweise folgenreiches Kartellverfahren. Der Konzern sieht sich schweren Vorwürfen der US-Wettbewerbsbehörde FTC ausgesetzt: Meta habe mit der Übernahme von Instagram und WhatsApp ein Monopol bei sozialen Netzwerken errichtet und die Marktbedingungen manipuliert. In der Folge könnte Meta gezwungen werden, Instagram und WhatsApp wieder zu verkaufen. Ziel sei es gewesen, die Konkurrenz auszuschalten und die eigene Marktbeherrschung abzusichern.
Dazu der inzwischen auf den dritten Platz aufgestiegene, aus China stammende Konzern ByteDance (TikTok). Es bleibt abzuwarten, wie sich die Dinge hier auf einer hochpolitischen Ebene entwickeln – und ob ByteDance die hohe Ranking-Position dauerhaft halten kann. US-Außenminister Marco Rubio wird beispielsweise zitiert mit den Worten: „Hier geht es nicht um kreative Videos, sondern um eine App, die jeden Tag die Daten mehrerer Millionen amerikanischer Kinder und Erwachsener sammelt.“ Ursprünglich wollte Trump im August 2020 TikTok in den USA verbieten, falls ByteDance die Plattform nicht an ein US-Unternehmen verkauft. Wobei, die gewaltige Macht des chinesischen TikTok ist wohl nicht nur dem aktuellen US-Präsident nicht geheuer.
Nach wie vor sind es die riesigen US-Konzerne, die das Ranking dominieren. Insgesamt stammten 2024 43 der 100 größten Medienkonzerne aus den USA. An der Spitze bleibt der Mediengigant Alphabet mit einem Gesamtumsatz von 350 Mrd. US-Dollar (umgerechnet 323,4 Mrd. Euro). Danach weiterhin auf Platz 2: Meta Platforms mit 164,5 Mrd. US-Dollar. Die Plätze getauscht haben das chinesische ByteDance (Platz drei, 146 Mrd. US-Dollar) und der klassische Film/TV-Konzern Comcast (u.a. Universal Pictures, NBC, 124 Mrd. US-Dollar). Comcast, USA: von 2011 bis 2015 sogar der größte Medienkonzern der Welt.
Auf Platz 16 (im Vorjahr Platz 18) folgt mit Bertelsmann (RTL, Gruner + Jahr, 19 Mrd. Euro) der erste deutsche bzw. europäische Medienkonzern. Insgesamt finden sich acht deutsche Unternehmen im internationalen Ranking der Top 100. Springer rangiert – nach Abspaltung der Job- und Immobilienportale (StepStone- und Aviv-Gruppe) – nur noch auf Platz 97. Eine interessante Randnotiz: Spotify, der weltbekannte schwedische Musik-Streamer, ist 2024 von Platz 24 bereits auf Platz 20 gestiegen.
Die Zahlen zeigen auch: In Europa geht es mit dem Geschäft der großen Konzerne weiter bergab. 2014 lag der Anteil Europas an den 50 größten Medienkonzernen weltweit noch bei 17,5 % (80,7 Mrd. Euro bei einem Gesamtumsatz von 473,32 Mrd. Euro). 2024 hat sich dieser Anteil mehr als halbiert: Nur noch 123 Mrd. Euro von insgesamt 1,67 Billionen Euro Medienumsatz entfallen auf europäische Konzerne – ein Anteil von nur noch 7,4 %. Auch das ein Beispiel für die bipolare Weltordnung, die sich im 21. Jahrhundert abzeichnet – mit den USA und China als dominierenden Kräften, nicht nur im Medienbereich.
Die vollständigen Rankings für das Jahr 2024 sind ab sofort auf der institutseigenen Datenbank mediadb.eu verfügbar:
- Die 100 größten Medienkonzerne der Welt
- Die 10 größten deutschen Medienkonzerne
- Die 12 größten öffentlich-rechtlichen Systeme weltweit
Umfangreiche Porträts der aufgestiegenen Konzerne sowie englische Fassungen werden von der IfM-Redaktion nach und nach ergänzt. Zusätzlich bietet mediadb.eu einen aktualisierten Überblick über die Besitz- und Machtstrukturen der europäischen Medienmärkte – also der 27 EU-Mitgliedstaaten sowie der Schweiz, Großbritanniens, Norwegens und Islands.
Kontakt:
IfM – Institut für Medien- und Kommunikationspolitik gGmbH
Christian Wagener: christian.wagener@medienpolitik.eu
Levi Paetzold: levi.paetzold@medienpolitik.eu