Cologne Futures 19: Der indiskrete Charme der Holographie

11. Oktober 2019 | 10:00 Uhr | ifs internationale filmschule köln | Schanzenstraße 28
Eintritt kostenlos | Anmeldung erbeten

Hologramme sind das wohl faszinierendste optische Spektakel unserer Gegenwart. Bereits 1947 legte der ungarische Ingenieur Dennis Gábor den Grundstein für die Holographie, später wandte er sich pointiert gegen Ressourcenverschwendung aller Art und war Mitglied des Club of Rome. Für seine Entdeckung erhielt Dennis Gábor 1971 den Physiknobelpreis. Seitdem hat sich die Technik rasant entwickelt. Mit ihrem ursprünglichen Zusammen- hang, der Mikroskopie, hat sie nur noch am Rande zu tun. Inzwischen können Laser so detaillierte räumliche Projektionen liefern, dass aus Bildern greifbare Illusionen werden. Die breitere, alltägliche Anwendung dieser Projektionsform ist wohl eher eine Frage von Jahren – denn von Jahrzehnten. In erster Linie wird Holographie heute in der Werbung und im Show-Geschäft verwendet. Am weitesten sind allerdings wohl die kleinen, flachen, statischen Hologramme als Sicherheitsmerkmale von Geldscheinen und Kreditkarten verbreitet.

Bewegte räumliche Lichtprojektionen, also echte und falsche Hologramme, sind immer noch mit hohem technischem Aufwand und hohen Kosten verbunden. Die rasche Übertragung und Verarbeitung großer Datenmengen hat einer dem Hologramm vergleichbaren Technik einen Live-Auftritt im französischen Präsidentschaftswahlkampf beschert. Schnellere mobile Datenverbindungen – Stichwort 5G – könnten ihr zu noch mehr Beweglichkeit verhelfen.

Einige Beispiele:

  • Der französische Präsidentschaftskandidat Jean-Luc Mélenchon erschien 2017 dank Pepper-Ghost-Projektion an sieben Orten gleichzeitig.
  • Der gleiche Projektionstrick – er funktioniert eigentlich wie ein Teleprompter im Fernsehen – kam beim Auftritt des Rappers Tupac während des Coachella-Festivals 2012 zum Einsatz.
  • Narendra Modi, amtierender indischer Premierminister, brachte es bereits 2014 auf 88 landesweite Auftritt – alle zur gleichen Zeit.
  • Hologramme sind in den USA Medium der Erinnerungskultur. Das Illinois Holocaust Museum in Chicago hat 12 Hologramme von Zeitzeugen erstellen lassen. Diese können von Besuchern befragt werden, holographische Aufzeichnungen antworten ihnen.
  • Hatsune Miku ist hingegen eine Fiktion. Die Sängerin, eine Anime-Figur, von der es eine Fan-Reihe mit holographischen Aufnahmen gibt, hat es in Japan zu erstaunlicher Popularität gebracht. Ein Japaner hat ein Hologramm der Figur geheiratet.
  • Zuletzt machte der Circus Roncalli auf sich aufmerksam, als er Tiere als Hologramme in sein Programm integrierte.

So stellt uns die Holographie ganz grundlegende Fragen. Welche politischen und gesellschaftlichen Optionen haben wir angesichts dieser Projektionsart und ihrem Einsatz?

Bei den Cologne Futures blickt das Institut für Medien- und Kommunikationspolitik auf den aktuellen Stand der Hologrammtechnik. Wir wollen die technischen Voraussetzungen ebenso klären wie die politischen und gesellschaftlichen Implikationen. Dazu laden wir Sie am 11. Oktober 2019 herzlich ein.

Programm

Tagesmoderation: Gert Scobel
10:00
Begrüßung: Lutz Hachmeister (IfM), Matthias Kremin (WDR)
10:15
Die Geschichte der Holographie
Gundolf S. Freyermuth
(ifs, Associate Professor Comparative Media Studies und Cologne Game Lab)
11:30
Future Holographic: Photonics and Beyond (englischsprachig)
Martin Richardson (DeMontfort University)

12:45 Pause

14:00
Optics to touch – Haptics (englischsprachig)
Mar Gonzalez Franco (Microsoft)
15:15
Extended Reality, wie AR Inhalte als
Hologramme in unsere Wirklichkeit treten
Peter Hümmeler (Tag/Traum Filmproduktion) und Birger Wunderlich (blueBOX GmbH)
16:15
Dreidimensionales Wunderland: Ästhetische und
gesellschaftspolitische Aspekte (Podium), mit Kay Meseberg (arte),
Martin Richardson, Mar Gonzalez Franco u.a
Ende der Veranstaltung gegen 17:00 Uhr