Lernen aus Lesbos, oder: Aus den Medien, aus dem Sinn? Humanitäre Hilfe in der Aufmerksamkeitsökonomie

Corona dominierte 2020 die Schlagzeilen. Flucht, Migration und die ihnen zugrundeliegenden Ursachen sind damit nicht verschwunden. Im Gegenteil: Dass Konflikt- und Krisenregionen in der Pandemie die größten Verlierer sind, Not und Armut dort in exponentiellem Ausmaß wachsen, ist schon fast ein Gemeinplatz. Doch je globaler die Pandemie, desto mehr scheinen sich öffentliche Debatten ins Nationale zurückzuziehen – ganz als ob es im kollektiven Themenspeicher unserer Gesellschaften lediglich Platz für eine begrenzte Anzahl von Krisen und dazugehörigen Bildnarrativen gäbe. Derweil ringt die EU nach dem Brand im Flüchtlingslager Moria um eine Neuausrichtung ihrer Migrationspolitik, und Hilfsorganisationen buhlen um die Aufmerksamkeit und Spenden der Öffentlichkeit – vor Weihnachten wird so viel gespendet wie sonst nie im Jahr. 

Jede Krise braucht jemanden, der sie ausruft. Was macht Krisen berichtenswert? Wie kommunizieren internationale Hilfsorganisationen? Und welche Rolle spielen Medienlogik und öffentliche Erwartungen in ihrem Handeln? 

Zum Ende eines Jahres im Zeichen der Pandemie beschäftige sich das IfM am 16.12.2020 im Rahmen seiner Reihe „Medienpolitisches Colloquium“ mit der medialen Konstruktion humanitärer Krisen sowie der (Repräsentations-)Praxis von Hilfsorganisationen im Spannungsfeld zwischen Behördenhandeln und Populismus, Unterstützenden und Hilfsbedürftigen.

Medienpolitisches Colloquium des Instituts für Medien- und Kommunikationspolitik am 16.12.2020 mit 

Dr. Lars Castellucci, MdB, Sprecher für Migration und Integration der SPD-Bundestagsfraktion

Peter Ruhenstroth-Bauer, Geschäftsführer, UNO-Flüchtlingshilfe

Susanna Krüger, Geschäftsführerin und Vorstandsvorsitzende, Save the Children Deutschland 

Prof. Dr. Christine Horz, Fakultät für Informations- und Kommunikationswissenschaft, Technische Hochschule Köln

Martin Gerner, ARD-/DLF-Korrespondent und Dozent für Medien- und Pressefreiheit in Kriegs- und Konfliktzonen (Autor des aktuellen DLF-Features „Lesbos außer Kontrolle”) 

Moderation: Leonard Novy, Direktor, IfM