ZDF forciert HDTV und digitale Innovationen

Das ZDF sieht sich in der Rolle eines Vorreiters bei der Einführung der digitalen Techniken und forciert die Durchsetzung weiterer technischer Innovationen. Nächstes Ziel: Mit den Übertragungen von der Leichtathletik-Weltmeisterschaft im August 2009 in Berlin wird die Testphase für das hochauflösende Fernsehen (HDTV) in Deutschland eingeleitet. Das Ereignis sei dafür „der ideale Startpunkt“, sagte ZDF-Intendant Markus Schächter vor Journalisten in Düsseldorf und Mainz (am 29. Februar bzw. 3. März). Als Host-Broadcaster würden ZDF und ARD weltweit ein HD-Fernsehsignal anbieten und auch in Deutschland ausstrahlen. Der Starttermin werde mit der ARD abgestimmt.
Seinen Regelbetrieb wird HDTV nach den Worten des ZDF-Intendanten am 12. Januar 2010 aufnehmen. Dann beginnen die Übertragungen von den Olympischen Winterspielen in Vancouver (Kanada). Von diesem Zeitpunkt an werde rund ein Viertel des ZDF-Hauptprogramms „in brillant-scharfen Digitalbildern“ gesendet, so Schächter. Als weitere „Schlüsseldaten digitaler Meilensteine“ nannte der Intendant – nach der Einrichtung der ZDF-Mediathek im vorigen Jahr – die Einführung von regulärem Handy-TV am 1. Juni 2008, die Abschaltung des analogen TV-Empfangs via Antenne Ende dieses Jahres sowie die Inbetriebnahme des neuen Nachrichtenstudios in modernster Digitaltechnik auf dem ZDF-Gelände in Mainz-Lerchenberg. Schächter stellte die aktive Rolle seines Senders bei der Durchsetzung der neuen Entwicklungen in den neuen Bundesländern und in ländlichen Räumen heraus. Die vollständige Umstellung von analoger auf digitale TV-Versorgung in einem begrenzten Zeitraum nannte er eine „Erfolgsgeschichte“ des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

GfK misst nicht-lineare TV-Nutzung

Die Digitalstrategie muss den Darlegungen des ZDF-Chefs zufolge allerdings mit einem „langen Atem“ betrieben werden: „Nach den Erfahrungen der letzten Jahre mit einem eher schleppenden Umstieg vom analogen auf das digitale Fernsehen richten wir uns auf eine längere Simulcast-Phase ein.“ Damit ist der parallele Betrieb von analogen und digitalen Signalen gemeint. Nachdrücklich verwies Schächter auf die „zusätzlichen großen Anstrengungen“ des ZDF beim Aufbau des Programmstocks in HDTV-Technik oder leicht wandelbaren Formaten. Im Zusammenhang mit den Investitionen in die digitale Technik und das Programm kann auch die Absage des ZDF an einen Verzicht auf Einnahmen aus Werbung und Sponsoring gesehen werden. Im Falle des Ausfalls dieser Erlöse müssten die Rundfunkgebühren um 1,42 Euro zu Lasten der Gebührenzahler erhöht werden. Die Einnahmen aus Werbung trügen zum Erhalt der „Sozialverträglichkeit“ der Gebührenhöhe bei, so Schächter. Im übrigen werde die Möglichkeit zu Werbeschaltungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk auch von der werbetreibenden Wirtschaft begrüßt (vgl. hierzu auch Dokumentation in dieser FK).
Schächter teilte weiter mit, zum 1. Januar 2009 werde die kontinuierliche Messung der Fernsehquoten durch die Gesellschaft für Konsum- und Absatzforschung (GfK) um die Erfassung des nicht-linearen Zuschauerverhaltens erweitert. Daten aus diesem Sektor seien zur Unterfütterung der Zukunftsstrategie des ZDF besonders wichtig. So seien nach ersten Erkenntnissen 50 Prozent der Nutzer bestimmter Digitalangebote des ZDF unter 30 Jahre alt. Dies sei ein Indiz für die Bestätigung der Erwartung, über Online-Angebote insbesondere jüngere Menschen zu erreichen, die sonst nicht oder weniger vom ZDF-Hauptprogramm angesprochen würden.

Eine Phase der Verdichtung

In der Diskussion um geeignete Prüfungsverfahren für neue digitale Vorhaben des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (Public-Value-Test) sprach sich die ZDF-Spitze gegen die Berücksichtigung der Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) und einer gegebenenfalls neu ins Leben zu rufenden ‘Stiftung Medientest‘ aus. Stattdessen präferieren Intendant und ZDF-Fernsehrat, der entsprechend entschieden hat, ein „Auswahlmodell“ genanntes Verfahren, bei dem Institutionen wie zum Beispiel das Hans-Bredow-Institut (Hamburg), das Institut für Medienpolitik (Berlin/Köln) und das Adolf-Grimme-Institut (Marl) oder externe individuelle Experten einbezogen werden sollen. Sie sollen neue Projekte des ZDF daraufhin prüfen, ob diese dem Senderauftrag entsprechen, finanziell gesichert sind und keine Beeinträchtigung des Wettbewerbs im dualen System darstellen. Der ZDF-Fernsehratsvorsitzende Ruprecht Polenz sagte zur Begründung, das Gremium wolle sich nicht „das materielle Recht“ aus der Hand nehmen lassen. Laut Schächter wird der dreistufige Public-Value-Test voraussichtlich ab Herbst angewandt werden, wenn er im Entwurf für den nächsten Rundfunkänderungsstaatsvertrag aufgenommen worden sei. Rundfunkpolitisch stehe man dabei vor einer „Phase der Verdichtung“.

Kein ZDF ohne „Sportstudio“

Bei der anstehenden Vergabe der Übertragungsrechte für die Fußball-Bundesliga von der Saison 2009/10 an stellt sich das ZDF auf eine Erweiterung der Anstoßzeiten am Samstag und Sonntag und damit eine Veränderung der Wertigkeiten von „Sportschau“ (ARD) und „Aktuellem Sportstudio“ (ZDF) ein. Die Refinanzierung von 500 Mio Euro pro Spielzeit auf dem Inlandsmarkt, wie sie die Deutsche Fußball-Liga (DFL) betreibe, sei ohne eine Verbreiterung der Austragungstermine und damit eine weitere Zersplitterung des jeweiligen Spieltags nicht möglich. Zu rechnen sei mit einer dritten Partie am Sonntag sowie einer Begegnung am Samstag, die um 17.00 oder 18.00 Uhr angepfiffen werde. Ein drittes Spiel am Sonntag tangiere natürlich „Das aktuelle Sportstudio“ am Samstagabend, so Schächter.
Das ZDF will nach den Worten des Intendanten bei seiner Strategie der „Highlight-Berichterstattung“ bleiben und sei an der Zweit- und Drittverwertung eines Bundesliga-Spieltags interessiert. Bei den anstehenden Verhandlungen sei das ZDF jedoch „kein aktiver Player“, sagte Schächter: „Wir stehen an der Biegung des Flusses und warten, was auf uns zukommt.“ Er könne sich freilich kein ZDF-Programm ohne „Sportstudio“ ab oder nach 22.00 Uhr vorstellen. Unabhängig von der Bundesliga liege das Interesse des ZDF bei Länder- und Pokalspielen. Sport und insbesondere Fußball seien, betonte der Intendant, gerade „auch ein Quell für junge Zuschauer.“ Für die ARD sieht Schächter ein Ringen um die Übertragungsrechte von Spielen in der Champions League voraus, sollte sie die samstägliche Bundesliga-„Sportschau“ einbüßen.

14.3.08/“Funkkorrespondenz“

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