Media (R)evolution. Transatlantic perspectives on the future of the public sphere

Dass sich unsere Gesellschaften, mit Jürgen Habermas gesprochen, inmitten eines Strukturwandels der Öffentlichkeit befinden, ist ein Gemeinplatz. Spannend wird es in der Konkretion, in der vertieften Beschäftigung mit den einzelnen Ausprägungen sowie den Chancen, Risiken und Nebenwirkungen dieser Veränderungen. Dies zu leisten verspricht „Media (R)evolution“. Ziel des vom Institut für Medien- und Kommunikationspolitik und der New Yorker Initiative 1014 Inc. entwickelten Projektes ist es, in transatlantischer Perspektive Szenarien und Gestaltungspotentiale auszuloten und den Austausch zwischen einer jungen Generation von Unternehmer/innen, Wissenschaftler/innen, Journalist/innen und Aktivist/innen aus den USA und Europa zu fördern.

Eine für Herbst/Winter 2020 geplante Workshop-Serie in New York musste aufgrund der Covid19-Krise auf unbestimmte Zeit verschoben werden.

Stattdessen richteten 1014 und IfM im Herbst die folgenden Online-Diskussionen aus:

I All Politics is Local – Local Journalism in the Post-Covid Media Order

23. September 2020

Mary Ellen Klas, Bureau Chef, Miami Herald – Tallahassee
Gregor Peter Schmitz, Chief Editor, Augsburger Allgemeine Zeitung
Lauren Harris, Journalist, Columbia Journalism Review 
Leonard Novy, Institut für Medien- und Kommunikationspolitik

Nicht erst seit der Corona-Krise steht der Lokaljournalismus unter Druck. Einnahmen sinken, Einsparungen, Entlassungen und Einstellungen ganzer Blätter prägen das Bild. All dies vor dem Hintergrund einer massiven Machtkonzentration in den Händen großer Plattformen. Gleichzeitig sehen sich journalistische Medien einem erheblichen gesellschaftlichen Druck ausgesetzt: Teile der Bevölkerung entscheiden sich auch in Zeiten einer Pandemie für Verschwörungstheorien und falsche Nachrichten, während Kontroversen um Vielfalt und Meinungsfreiheit weiter an Dynamik gewinnen. Es sind diese Entwicklungen, die das Thema der ersten Ausgabe der transatlantischen Diskussionsreihe media (r)evolution bildeten.

Lauren Harris von der Columbia Journalism Review gab zunächst eine Einschätzung des prekären Zustands des lokalen Journalismus in den USA, wie er kontinuierlich im Journalism Crisis Project der Columbia Journalism School dokumentiert wird. Gregor Peter Schmitz, Chefredakteur der Augsburger Allgemeinen, wies darauf hin, dass die Situation in Deutschland noch nicht so dramatisch sei wie in den USA, prognostizierte aber auch: „Ich denke, was Sie in den nächsten Jahren im deutschen Journalismus sehen werden, ist eine wachsende Konzentration. Ich meine, das ist wahrscheinlich ähnlich wie in den Vereinigten Staaten. Immer mehr regionale Zeitungen werden einer Gruppe gehören und Inhalte teilen, um die Kosten zu senken. Und das kann natürlich auch die Demokratie und die demokratischen Institutionen untergraben, weil sie stärker monopolisiert sind.“

II Newsroom Culture and ‚Culture Wars‘: Journalism, Diversity and Changing Societies,

30. September 2020

Paulina Fröhlich, Head of Programme Future of Democracy, Das Progressive Zentrum
Martina Guzmán, Damon J. Keith Race and Justice Journalism Fellow at the Damon J. Keith Center for Civil Rights, Wayne State University Law School
Nil Idil Cakmak, Neue Deutsche Medienmacher
Aleksandra Tulej, Head of Service, biber Verlagsgesellschaft, Vienna
Leonard Novy, Institut für Medien- und Kommunikationspolitik

Wie repräsentativ für die Gesellschaft ist der Journalismus? Wie ist es um seine Fähigkeit bestellt, unterschiedliche Hintergründe, Herkünfte und Erfahrungen abzubilden? Welche Rolle spielen „Identitätspolitik“ und „Culture Wars“? Die zweite Ausgabe der transatlantischen Diskussionsreihe media(r)evolution beließ es nicht bei einer Bestandsaufnahme, sondern erörterte auch, was getan werden kann, um Diversität in Nachrichtenredaktionen zu verbessern.

Die Diskussion können Sie hier sehen.

III Reporting the ‚Significant Other‘: Transatlantic Perspectives on Foreign News

7. Oktober 2020

Melissa Eddy, Germany correspondent, The New York Times, Berlin
Ines Pohl, Washington Bureau Chief, Deutsche Welle (DW)
Andrew Harding, BBC Africa correspondent, Johannesburg
Leonard Novy, Institut für Medien- und Kommunikationspolitik

Auslandsjournalismus ist ein Bereich, der für die Entwicklung des modernen Journalismus von entscheidender Bedeutung ist – als Praxis, Institution und Geschäft. Tatsächlich bestanden die ersten europäischen Zeitungen des späten 16. und frühen 17. Jahrhunderts zu einem erheblichen Teil aus Nachrichten aus dem Ausland. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren Korrespondenznetzwerke der Schlüssel zur Wettbewerbsfähigkeit der Zeitungen. Die Formel „Von unserem Korrespondenten“ diente dazu, die einzigartigen Qualitäten einer Zeitung gegenüber Lesern und Werbetreibende zu betonen. Auslandsjournalismus bleibt bis heute ein grundlegender Aspekt des Journalismus, aber die Umstände haben sich geändert. Diese Diskussion beschäftigte sich mit der Frage, was sich tatsächlich geändert hat – und was gleich bleibt, wie Aspekte wie wirtschaftliche Ressourcen und Technologien dies beeinflussen und was die Zukunft dieses Bereichs bringen wird.

Die Diskussion können Sie hier sehen.

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