Eindrücke vom Vermittlungsprojekt „Der französische Süden – demokratiepolitische und kulturhistorische Aspekte”

Autor: Nils Berg | 04.10.2022

Mit freundlicher Unterstützung des Centre Culturel Franco-Allemand in Nizza und dem Deutschen Pressemuseum, Berlin, organisierte das Institut für Medien- und Kommunikationspolitik (IfM) ein Vermittlungsprojekt zur Kulturgeschichte Südfrankreichs. Gefördert wurde das Projekt im Rahmen des Bildungsprogramms „Demokratie: Jetzt! Junge Stimmen für die Zukunft.“ vom Deutsch Französischen Jugendwerk (DFJW) und der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). Der Hauptfokus des zweiteiligen Projektes im Frühjahr und Sommer 2022 in Nizza und Berlin galt der italienischen und deutschen Besatzung der Côte d’Azur in den 1940er Jahren. Im Anschluss an das Projekt wurden die Teilnehmer:innen mit spezifischen Rechercheaufgaben zu den Seminarinhalten betraut.

Eines der Ziele der beiden Seminare war es, den Teilnehmer:innen die Vielschichtigkeit der Region Côte d’Azur sur place näherzubringen. Zwar gilt die Côte d’Azur allgemein als ein attraktives und schnell erreichbares touristisches Ziel, jedoch steht sie zugleich auch für ein komplexes kulturhistorisches Geflecht aus Kolonisierungen, Fluchtbewegungen und Besatzungen – „a sunny place for shady people“, wie es der Romancier Somerset Maugham einmal formulierte. Ebenso war sie vor der deutschen und italienischen Besatzung ein Zufluchtsort, ausgelöst durch die Machtergreifung der Nazis 1933. Doch in den 1940er Jahren war es auch hier nicht mehr sicher.

Den schrecklichen Höhepunkt der deutschen Besatzung – nachdem die „Südzone“ 1943 okkupiert wurde – bildeten die „Judenjagden“ durch das Eichmann-Kommando in Nizza, als tausende französische Bürger:innen in die Vernichtungslager transportiert wurden. Insgesamt wechselte an der Côte d’Azur seit 1939 vier Mal das Regime: vom demokratischen Frankreich zum Vichy-Staat, von den italienischen und deutschen Besatzern zu den alliierten Befreiern. 

Der erste Seminarteil, welcher überwiegend im Centre Culturel Franco-Allemand in Nizza stattfand, umfasste neben einer Einführung von Léonie Frank-Niro (CCFA) und Dr. Lutz Hachmeister auch ein Referat von Dr. Magali Nieradka-Steiner über die Côte d’Azur als Landschaft von Flucht und Kolonisation. Den Teilnehmer:innen wurde die Möglichkeit gegeben, innerhalb mehrerer Fragerunden eigene Impulse einzubringen und durch einen Rundgang zu den Erinnerungsorten in Nizza weitere Erkenntnisse über die Zeit der Besatzung zu erlangen.

Der in Berlin angesetzte, zweite Teil des Projektes fand überwiegend im legendären Ullsteinhaus statt und umfasste, neben einem Vortrag des französischen Journalisten Pascal Thibaut (VAP) sowie einem Referat von Prof. Dr. Peter Schöttler über die Frankreich-Planungen des NS-Regimes, auch die Geschichte des Ullstein-Verlages während der Zeit des Nationalsozialismus. In einem Zeitzeugengespräch mit Geoffrey Layton, dem Ururenkel des deutschen Verlegers Leopold Ullstein, berichtete dieser ausführlich über das Schicksal seiner jüdisch-stämmigen Familie nach 1933 und den Verlauf seines Lebens vor dem Hintergrund dieser Umstände. Nach einer Fragerunde besuchten die Teilnehmer:innen zum Abschluss die Gedenkstätte „Topographie des Terrors“, um hier weitere Eindrücke aufnehmen zu können.

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