Digitale Veranstaltungsserie zur Zukunft des Journalismus

Dass sich unsere Gesellschaften, mit Jürgen Habermas gesprochen, inmitten eines Strukturwandels der Öffentlichkeit befinden, ist ein Gemeinplatz. Spannend wird es in der Konkretion, in der vertieften Beschäftigung mit den einzelnen Ausprägungen sowie den Chancen, Risiken und Nebenwirkungen dieser Veränderungen. Das Projekt „Media (R)evolution. Transatlantic Perspectives on the Future of the Public Sphere“ von IfM und 1014 Inc. beschäftigt sich mit Problemen, Innovationen und Zukunftsszenarien unserer Medienöffentlichkeiten. Ursprünglich als in New York stattfindende Veranstaltungsreihe konzipiert, wird die Reihe pandemiebedingt nun in digitaler Form durchgeführt.

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23. September 2020, 17 Uhr – 18:15 Uhr MESZ (11 am EST):

All politics is Local: Local journalism in the post-Covid media order

Sparprogramme, Entlassungen und die Einstellung von Zeitungen – wie andere Industrien leiden Medienunternehmen weltweit unter den Folgen der größten Rezession seit hundert Jahren. Betroffen sind vor allem lokale Medien, deren Anzahl schon seit langem schrumpft. Wo Kleinstädte in den 1990er Jahren noch mehrere unabhängige Lokalzeitungen hatten, gibt es heute oft keine einzige mehr. Dabei werden hier die wichtigen Entscheidungen für gesellschaftliches Zusammenleben getroffen: Kitas, Schulen, Schwimmbäder, etc. Das Verschwinden der Lokalzeitungen geht einher mit einem Verschwinden journalistischer Standards in lokaler Berichterstattung – ausgewogene Perspektiven zur Meinungsbildung, öffentliche Kontrolle lokaler Entscheidungsträger und -prozesse. All dies vor dem Hintergrund einer Digitalisierung, die zwar einerseits Innovation und Vielfalt – auch im Bereich Lokalnachrichten – fördert, andererseits eine massive Konzentration wirtschaftlicher und publizistischer Macht in Richtung digitaler sozialer Plattformen bewirkt. 

Werden Journalist*innen auch morgen noch in der Lage sein, ihre Kontrollfunktion als Vierte Gewalt im demokratisch verfassten Staat auszuüben? Welche neuen Finanzierungsmodelle sind denkbar? Und welche Rolle spielen Staat und Zivilgesellschaft bei der Sicherung publizistischer Versorgung im Lokalen?

Unter anderem mit:

Lauren Harris, Journalist & Delacorte Fellow at the Columbia Journalism Review

Mary Ellen Klas, Miami Herald Tallahassee Bureau Chief

Gregor Peter Schmitz, Chief Editor, Augsburger Allgemeine

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30. September 2020, 17 Uhr – 18:15 Uhr MESZ (11 am EST):

Newsroom Culture and ‚Culture Wars‘: Journalism, Diversity and Changing Societies

Die ökonomische Basis des Journalismus erodiert, publizistische Strukturen brechen weg gleichzeitig stehen Medien gesellschaftlich unter verschärfter Beobachtung: Buchstäblich. So verzeichnen journalistische Angebote vielerorts Rekordreichweiten und -zuschauerzahlen. Doch ihre Rolle als (weitgehend) unhinterfragter Makler von Informationen und Wissen haben sie lange verloren. Während Verschwörungstheorien bei Teilen der Bevölkerung auch in Zeiten der Pandemie Anschluss finden, nehmen Kontroversen um Vielfalt in Redaktionen und Berichterstattung auf beiden Seiten des Atlantiks an Fahrt auf. 

Wenn es darum geht, welche soziokulturellen und ethnischen Hintergründe, Erfahrungen, und Ansichten zu Wort kommen und in Redaktionen vertreten sind, bleibt viel zu tun. Und spätestens mit der Kontroverse über eine die Polizei mit Müll vergleichende Kolumne in der taz im Sommer hat die Debatte um Repräsentation und Responsivität im Journalismus eine identitäts- und generationspolitische Dimension. Gleichzeitig machen diverse Initiativen sowohl in den USA als auch in Europa vor, wie Vielfalt den Journalismus stärken kann.

Unter anderem mit:

Paulina Fröhlich, Leiterin des Programmbereichs Zukunft der Demokratie, Progressives Zentrum

Martina Guzmán, Damon J. Keith Race and Justice Journalism Fellow at the Damon J. Keith Center for Civil Rights at Wayne State University Law School

Nil Idil Cakmak, Neue Deutsche Medienmacher

Aleksandra Tulej, Chefin vom Dienst, biber Verlagsgesellschaft, Wien

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7. Oktober 2020, 17 Uhr – 18:15 Uhr MESZ (11 am EST)

Reporting the ‘significant other’: Transatlantic Perspectives on Foreign News

Knapp vier Wochen vor der US-Präsidentschaftswahl und ein Jahr vor der deutschen Bundestagswahl beschäftigen wir uns mit einer der schillerndsten Formen journalistischer Arbeit: Dem Auslandskorrespondenten. Was für den Leser oft glamourös und aufregend wirkt, konnte in der Realität stets vieles sein: Einsam, abenteuerlich, langweilig oder riskant. Und nicht immer findet das, was man als berichtenswert erachtet, Abnehmer in der heimischen Redaktion, geschweige denn Öffentlichkeit. Dies belegt eine Vielzahl biographischer Berichte. Doch wie ist es um Berufsbild und -praxis heute bestellt? Welche Rolle spielen und „unsere Frau“ und „unser Mann in xyz“ angesichts von Globalisierung und Informationsüberfluss? Welche politische Bedeutung wird der Auslandsberichterstattung noch zuteil? Und wenn alle nur auf die G8 und Krisenherde achten, was bedeutet das für die „Peripherie“ und unsere Welterfahrung?

Unter anderem mit:

Daniel F. Sturm, USA-Korrespondent, Die WELT, Washington D.C.

Melissa Eddy, Deutschland-Korrespondent, New York Times, Berlin

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